In dieser Folge von Lose, Läse, Lafere hören wir die Geschichte einer jungen Frau, die im Wartezimmer wartet. Dieses Mal "loseni" aber nicht alleine, sondern habe einen Gast: Daniel hat für einen Arbeitsaufenthalt in der Schweiz Schweizerdeutsch für den Alltag gelernt. Er erzählt von seiner Erfahrung und seinen Herausforderungen.
Text zum Mitläse uf Schwyzerdütsch:
E jungi Frou hocket im Wartezimmer bim Dokter u wartet ungeduldig. Si starrt uf ires Natel, töggelet ab u zue öppis ii, löschts aber de när o grad wider. Näbe ihre hocket e eltere Maa, list e Zitig u röischperet sech hie u da. Dr Blick vor junge Frou schweift zu ere Familie vis-à-vis vo ire. D Mueter häbt es quängelends Chliichind uf em Schoss u dr Vater louft nervös im Ruum uf u ab u starrt uf sis Natel.
Plötzlech wird d Tür zur Praxis ufgstoosse u e elteri Dame chunnt inngestogglet: “Excüsé, i ha mi Bös vürpassst”, entschuldiget si sech bir Assischtentin am Empfang. Ds fründleche Lächle vor Assischtentin u ds erliechterete Ufatme vor Frou vürrate ar junge Frou, dass es halb so schlimm isch u di elteri Dame ire Termin doch no cha wahrnäh.
Ändlech wird ihre Name ufgrüeft. Si richtet sech uf u geit zum Empfang. D Frou hingerem Trese lächlet o sii warm a u fragt se nach irem Chrankekassechärtli. “Isch di Adresse hie no aktuell? U ds Telefonnummero oo?” Aus Antwort bechunnt si es Nicke.
“Wartet bitte no e Moment”, seit d Assischtentin, wo si d Charte iigscannt hett, “D Frou Doktor Jenni isch grad parat”. E churze Ougeblick speter folgt si ar Ärztin ids Behandligszimmer.
“So Frou Ali”, faht d Frou Dokter Jenni ds Gspräch aa, “was bringt öich hüt zu üs?”
“I möcht gärn hie z Bärn es Medizinstudium aafah”, vürzeut di jungi Frou, “u für das darfi ab nächscht Monet es Praktikum im Spital mache. Mir fähle aber no es paar Impfige, wo für ds Schaffe mit Patientekontakt empfohle wärde.”
D Ärztin reagiert fründlech u interessiert, stellt viu Frage über e bishärig Werdegang u di Interesse vor junge Frou, während si ire Impfpass studiert u zwöi passendi Impfige i Uftrag git.
“So, das tuet iz de villech schnäu chli weh”, seit si u scho isch es vürbi. I Impfpass chunnt no es Chläberli u e Stämpel vor Praxis, dr lingg Arm vor junge Frou bechunnt es Pfläschterli. När vürabschidet sech d Frou Dokter Jenni fründlech u wünscht ar junge Frou aues Guete für ihri Zuekunft.
Si vürlaht d Praxis mit emne Lächle im Gsicht. Si fröit sech, iz aues z ha, wo si für dä nächscht Schritt i irere bruefleche Zuekunft bruucht u isch parat, di Müglechkeite, wo ihre offestöh, aazgah. U i irem Chopf stellt si sech scho vor, wie si i viune Jahr genauso e Praxis chönnt füehre, wis d Frou Dokter Jenni macht.
Text zum Mitlesen auf Hochdeutsch:
Eine junge Frau sitzt im Wartezimmer beim Arzt und wartet ungeduldig. Sie starrt auf ihr Smartphone, tippt ab und zu etwas ein, löscht es aber dann auch gleich wieder. Neben ihr sitzt ein älterer Mann, liest eine Zeitung und räuspert sich hier und da. Der Blick der jungen Frau schweift zu einer Familie gegenüber. Die Mutter hält ein quengelndes Kleinkind auf dem Schoss und der Vater geht nervös im Raum auf und ab und starrt auf sein Handy.
Plötzlich wird die Tür zur Praxis aufgestoßen und eine ältere Dame kommt hereingestolpert: "Entschuldigung, ich habe meinen Bus verpasst", entschuldigt sie sich bei der Assistentin am Empfang. Das freundliche Lächeln der Assistentin und die erleichterte Aufnahme der Frau verraten der jungen Frau, dass es halb so schlimm ist und die ältere Dame ihren Termin trotzdem noch wahrnehmen kann.
Endlich wird ihr Name aufgerufen. Sie richtet sich auf und geht zum Empfang. Die Frau hinter dem Tresen lächelt ebenfalls warm und fragt sie nach ihrer Krankenkassenkarte. "Ist die Adresse hier noch aktuell? Und die Telefonnummer auch?" Als Antwort erhält sie ein Nicken.
"Warten Sie bitte noch einen Moment", sagt die Assistentin, nachdem sie die Karte eingescannt hat. "Frau Doktor Jenni ist gerade bereit." Ein kurzer Augenblick später folgt sie der Ärztin ins Behandlungszimmer.
"So Frau Ali", beginnt Frau Doktor Jenni das Gespräch, "was bringt Sie heute zu uns?" "Ich möchte gerne hier in Bern ein Medizinstudium beginnen", erklärt die junge Frau, "und dafür darf ich ab nächsten Monat ein Praktikum im Krankenhaus machen. Mir fehlen jedoch noch einige Impfungen, die für die Arbeit mit Patienten empfohlen werden."
Die Ärztin reagiert freundlich und interessiert, stellt viele Fragen über den bisherigen Werdegang und die Interessen der jungen Frau, während sie ihren Impfpass studiert und zwei passende Impfungen verschreibt.
"So, das tut jetzt vielleicht kurz weh", sagt sie, und schon ist es vorbei. Im Impfpass gibt es noch einen Aufkleber und einen Stempel für die Praxis, der linke Arm der jungen Frau bekommt ein Pflaster. Dann verabschiedet sich Frau Doktor Jenni freundlich und wünscht der jungen Frau alles Gute für ihre Zukunft.
Sie verlässt die Praxis mit einem Lächeln im Gesicht. Sie freut sich darauf, alles zu haben, was sie für den nächsten Schritt in ihrer beruflichen Zukunft braucht, und ist bereit, die Möglichkeiten, die sich ihr bieten, anzugehen. In ihrem Kopf stellt sie sich bereits vor, wie sie in ein paar Jahren genauso eine Praxis führen könnte, wie es Frau Doktor Jenni tut.
Gut zu wissen! Wortschatz:
hocke = sitzen
öppis iitöggele = etwas eintippen
vis-à-vis = gegenüber
ds Natel = das Handy
bim Dokter = beim Arzt
innegstogglet - reingestolpert
ds Schaffe = das Arbeiten
weh tue = schmerzen
ds Chläberli = der Aufkleber
ds Pfläschterli = das Pflaster
Möchtest du auch Schweizerdeutsch für deinen Alltag lernen?
Hier kommst du zum Kurs: www.ch-deutschmitnaira.ch/himugüägäli-neu
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