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AutorenbildNaira Ruch

Folg 6: Würum sech ds Wätter nid immer für Smalltalk eignet







Text zum Mitlesen auf Schweizerdeutsch:


Im Alltag isch ds Wätter meischtens en unverfängliche Gsprächsaafang. Öpper cha säge: "Es isch wider heiss." Darauf cha ds Gägenüber zum Bispil antworte: "Ja, ächt heiss. Aber am Abe chönnti Regä cho."

Dadruf cha när dä, wo mit em Wätter agfange hett, entgägne: "I hoffe, es blibt troche. Mir hei nämli Fründe zum Grilliere iiglade." Im Idealfau isch mä so scho bi de Themen Grilliere und Fründe aaglangt, u ds Gspräch cha so vom harmlos Oberflächleche langsam i konkreteri Tüüfene vordringe. Bedingig für ne glückte Gsprächsaafang übers Wätter isch natürlech, dass mä ned usufernd wird und

merkt, wenn's gnueg isch. Leider git's Lüt, wo nie merke, wenn's gnueg isch. Zu dene ghöre d Wättererklärer vom Radio SRF. Da het zum Bispil de Moderator letschte Mittwuch de Wättermaa uf Schlierwolke agsproche und d Antwort het wortwörtlich so tönt: "... und d'Untersiite vo dene Wolke chunnt abe. Also das heisst konkret, zersch gseht mä es bitzeli Geschmier am Himmel, när git's immer meh Geschmier, när git's au no anderi Wolke, irgendeinisch

sind de mal d'Bergspitze i de Wolke. Und denn chöme immer meh vo dene Bärge, d'Bärge und Bergspitze chöme immer meh id Wolke. Und am Schluss git's Rägä. Hüt Namitag, wenn mä es bitzeli useluegt, cha mä das äbä beobachte. Iz im Moment si mer i de Phase, wos eifach immer meh Geschmier git. Es git när am Namitag äbä au immer meh Wolke. Am Abe chöme mir när id Phase, wo när au d'Bergspitze so es bitzeli i de, i de Wolke, i d Wolke inne chöme und när git's au Rägä, das isch när am Abe und i dr Nacht dr Fall, wo's teilwiis rägnet. Aber's git also mengemässig ned viel Rägä und's chunnt au gar ned überall cho rägne. Es git au Regione, wos au troche bliibt. Das isch äbä grad es bitzeli es Bispil, dass sich ds Wätter eigentlich nie so ganz richtig anes Lehrbuech haltet, wil e Warmfront nach Lehrbuech, di würd eigentlich flächige Landrägä bringe, di Warmfront da, wo chunnt, die isch aber z'schwach, wil's eben i dr Nacht gar ned überall nass wird."

Selbst wenn Sie, gschätzti Hörerinne u Hörer, nach em Lose vor dere Wätterprognose es bitzeli dürenand grate sind, söttet Sie versueche, stark z'bliibe. Dr Moderator am Mittwuchmittag isch au stark blibe und het zum Wättermaa gseit:

"Ja und das macht doch ds Wätter au ganz sympathisch, dass ned immer alles nach em Lehrbuech goht. Wie warm wird's eigentlech?"

Die Frag vom Moderator isch wahrschiinlech harmlos gmeint gsi, aber sie het wider e Antwort generiert, woni nid cha ufschribe, wül das dr Rahme vo dere Kolumne würd spränge.

Was lehrt üs das? Ds Wätter cha e lockere Gesprächsaafang sii, aber wükk numme denn, wenn mä ned zuefällig a ne übermotiviertä Meteorolog gratet.


Den Text zum Mitlesen auf Hochdeutsch von Pedro Lenz:


Im Alltag ist das Wetter meist ein unverfänglicher Gesprächseinstieg. Jemand kann sagen: «Es ist wieder heiss.» Darauf kann das Gegenüber zum Beispiel antworten: «Ja, wirklich heiss. Aber am Abend könnte Regen kommen.»

Hierauf kann derjenige, der mit dem Wetter angefangen hat, eine neue Kurve nehmen: «Ich hoffe, es bleibt trocken. Wir haben nämlich Freunde zum Grill eingeladen.» Im Idealfall ist man auf diese Weise schon bei den Themen Grillieren und Freunde angelangt und das Gespräch kann so vom harmlos Oberflächlichen allmählich in konkretere Tiefen vordringen.

Bedingung für einen geglückten Gesprächseinstieg übers Wetter ist freilich, dass man nicht ausufernd wird und merkt, wann es genug ist. Leider gibt es Leute, die nie merken, wann es genug ist. Zu ihnen gehören die Wettererklärer vom Radio SRF. Da sprach etwa der Moderator letzten Mittwoch den Wettermann auf Schleierwolken an und die Antwort klang wortwörtlich so:

«... und die Unterseite dieser Wolken kommt runter. Also das heisst konkret, zuerst sieht man ein wenig Geschmier am Himmel, dann gibt es immer mehr Geschmier, dann gibt es auch noch andere Wolken, irgendwann sind dann einmal die Bergspitzen in den Wolken. Und dann kommen immer mehr dieser Berge, die Berge und Bergspitzen kommen immer mehr in die Wolken. Und am Schluss gibt es Regen. Heute Nachmittag, wenn man ein bisschen rausschaut, kann man das eben beobachten. Jetzt im Moment sind wir in der Phase, in der es einfach immer mehr Geschmier gibt. Es gibt dann am Nachmittag eben auch immer mehr Wolken. Am Abend kommen wir dann in die Phase, in der dann auch die Bergspitzen so ein wenig in den, in den Wolken, in die Wolken reinkommen und dann gibt es auch Regen, das ist dann am Abend und in der Nacht der Fall, wo es stellenweise regnet. Aber es gibt also mengenmässig nicht viel Regen und es kommt auch gar nicht überall regnen. Es gibt auch Regionen, in denen es auch trocken bleibt. Hier ist eben gerade ein wenig ein Beispiel, dass sich das Wetter eigentlich nie so ganz richtig an ein Lehrbuch hält, weil eine Warmfront nach Lehrbuch, die würde eigentlich flächigen Landregen bringen, diese Warmfront hier, die kommt, die ist aber zu schwach, weil es eben in der Nacht gar nicht überall nass wird.»

Selbst wenn Sie, geschätzte Leserinnen und Leser, nach der Lektüre dieser Wetterprognose ein bisschen durcheinandergeraten sind, sollten sie versuchen, stark zu bleiben. Der Moderator am Mittwochmittag blieb auch stark und sagte zum Wettermann: "Ja und das macht doch das Wetter auch ganz sympathisch, dass nicht immer alles nach Lehrbuch geht. Wie warm wird es eigentlich?"


Die Frage des Moderators war wohl harmlos gemeint, aber sie generierte wieder eine Antwort, die zu transkribieren den Umfang dieser Kolumne bei weitem sprengen würde.

Was lernen wir daraus? Das Wetter kann ein lockerer Konversationseinstieg sein, aber wirklich nur dann, wenn man nicht zufällig an einen übermotivierten Meteorologen gerät.

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